Meine (Karl) Schuljahre in
der UdSSR
Originaltext von 1959, nachträgliche Klarstellung sind kursiv
eingebaut, alle Aussagen beziehen sich auf die Jahre 1950 bis 1958
In
Tuschino (heutiger Stadtteil Südtuschino
von Moskau) wohnten wir mit mehreren anderen Deutschen (ca. 100 Familien) hinter
einem Holzzaun in einer Siedlung, die bewacht wurde. Innerhalb der Siedlung
befanden sich ein Laden, ein Klub und eine Spezialschule für uns Deutsche. Die
Lehrer waren Russen, die zum Teil sehr gutes Deutsch sprachen. Ich kam am
Samstag den 1.September 1951 in die Schule (mit 7 Jahren). In meiner Klasse
waren 7 Schüler und Schülerinnen (Thorsten, Rainer, Anita, Hildegard, Werner,
Vera und ich), da in Rußland die Klassen gemischt
sind. Die Schulpflicht betrug in Rußland von 1928
bis1936 vier Jahre. Danach wurde sie
allmählich auf sieben Jahre erweitert und jetzt ist man dabei sie auf 10 Jahre
auszudehnen. Das Prinzip unserer Schule war dasselbe wie von Schulen in
Gebieten nationaler Minderheiten z.B. den Tataren und Abchasen. In diesen
Schulen wird in den ersten Klassen nur in der Muttersprache unterrichtet. Ab
der 5.Klasse werden alle Fächer in Russisch gelehrt; sie haben aber noch als
Fach die Muttersprache. In der 1.Klasse hatten wir Deutsch und Rechnen. Ab
Weihnachten kam Russisch als Fremdsprache dazu. Zeugnisse bekamen wir jedes
Vierteljahr. Die beste Note war 5 und
die schlechteste 1. Das Schuljahr endet ungefähr Ende Mai. Im allgemeinen
sollte jeder
Schüler ein Schultagebuch führen. In dieses mußte der
Stundenplan der betreffenden Woche und die Hausaufgaben eingetragen werden.
Wurde ein Schüler mündlich abgefragt, so kam die Note darein. Einträge (Verweise)
und die Betragensnote wurden noch dazu eingetragen, so daß
die Eltern am Ende der Woche genau über die Leistungen ihres Kindes in Bilde
waren, denn sie mußten unterschreiben. Einträge bekam
man wegen jeder Kleinigkeit z.B. in der Stunde etwas sprechen, in der Pause
Quatsch machen, Schneebälle ins Klassenzimmer werfen. Diese Einträge hatten
keine große Wirkung auf die Betragensnote. In den ersten vier Klassen hatten
wir nur eine Lehrerin, Sima Petrowna, wie wir sie
nennen durften. Die Sommerferien dauern in Rußland
von Anfang Juni bis zum 31. August. Ich hatte in jeden Ferien die Möglichkeit,
in einem russischen Sommerlager (Pionierlager) außerhalb Moskaus einen Monat zu
verbringen.
Ab
der 5.Klasse sollten wir Fachlehrer
bekommen, aber da hieß es, daß wir nach Agudserie bei Suchumi am
Schwarzen Meer verlagert werden sollen.
Dort
war keine Spezialschule für uns Deutsche, und so mußten
wir in die russische Mittelschule gehen. Da wir uns in
der Sowjet-Republik Georgien befanden, bestand die Schule aus 2
Hälften, der georgischen und der russischen.
Der Unterschied war darin, daß in der georgischen
Hälfte nur Georgier lernen konnten. In dieser Hälfte war die Unterrichtssprache
in allen Klassen Georgisch. Das ist so in allen
Sowjet-Republiken. Daraus kann man sehen, ob eine
Nationalität eine eigene Sowjetrepublik
oder nur eine Autonome
Republik im Rahmen einer anderen Republik bildet wie z.B.
Tataren. In der Autonomen Republik werden, wie ich schon erwähnte, die Fächer nur
in den ersten 4 Klassen in der
Muttersprache gelehrt. Vor einigen Jahren wurde die Karelische Sowjetrepublik in eine Autonome-Republik umgeändert .Dies bedeutete das weitere Vordringen der Russifizierung. Von der 2.Klasse an lernen die Georgier
Russisch als Fremdsprache, und von der 5.Klasse an lernen sie eine nichtsowjetische Sprache,
meistens Deutsch. Unser zukünftiges Klassenzimmer
befand sich in einem kleinen Gebäude (Baracke) ungefähr 150m von der Hauptschule entfernt. Die eigentliche
Schule war ein zweistöckiges Backsteingebäude, das keine Schulglocke besaß, sondern nur ein Stück
Schiene an das eine Putzfrau mit einem Eisenstück zu, schlagen hatte.
Dieses Signal war bei
uns kaum zu hören. Rings um dieses Gebäude befand sich eine große Fläche, denn in Rußland
gehört zu jeder Schule ein Garten. Eine Turnhalle gab es nicht. Auf diesem
Gelände standen noch 2 kleine Häuser, von denen das eine 3 Klassenzimmer besaß, das andere diente als
Wohnung für zwei Lehrerinnen und als Pioniersaal. Das kleine Gebäude, in dem
unser zukünftiges Klassenzimmer
war, besaß 3 Schulzimmer, 3 einzelne Zimmer, in denen Lehrer wohnten, und ein Lehrerzimmer. Außerdem
wohnte auf der eine Seite 2 Familien. Zwischen
den beiden Schulhäusern standen noch einige kleine Wohnhäuser.
Nun zum Schulunterricht: Wegen Raum- und
Lehrermangels wurde der Unterricht in 2 Schichten erteilt. Der eine Unterricht
dauerte von 8 1/2 bis Mittags, der andere von mittags bis zum späten
Nachmittag. Während einem Schuljahr hat eine Klasse immer vormittags oder immer
nachmittags Unterricht. In der 5.Klasse mußten wir
mittags in die Schule gehen. Als wir sieben Deutsche nun in die 5.Klasse
eingewiesen wurden, überschritt die Anzahl der Schüler die Zahl 40. Deswegen
wurde beschlossen unsere Klasse zu teilen. Bei dieser Teilung wurden auch die
Deutschen getrennt, angeblich damit sie besser und schneller Russisch lernen
können. Später erhielten wir noch eine Nachhilfelehrerin in Russisch, die von
unseren Eltern bezahlt wurde. Vor der Teilung saßen in vielen Bänken 3 Schüler
anstatt zwei. Was uns wunderte war das, das es keine Tintenfässer in den Bänken
gab, sondern die Schüler mußten sie von zu Hause
mitbringen. In Rußland darf man nur mit Federhalter
und gewöhnlicher Schreibfeder in der Schule schreiben. Auf die Anzahl der
Stunden in dieser Klasse kann ich mich nicht mehr besinnen. Da die Russen das
erste Jahr Deutsch als Fremdsprache hatten, war für uns anfangs Deutsch eine
freie Stunde. Später wurde für uns extra eine Englischlehrerin geholt, bei der
wir Deutsche dann ein 3/4 Jahr lang Englisch lernten.
Klassenarbeiten wurden nur in Russisch, Englisch und Mathematik geschrieben. In
Russisch hatten wir zwei getrennte Fächer: Grammatik und Literatur. In
Grammatik nahmen wir jede Stunde eine neue Regel durch. Zu Hause mußten wir dazu Übungen aus dem Buch machen. In Literatur
lasen wir Balladen, berühmte Werke von russischen Schriftstellern und lernten
Gedichte. Eine Klassenarbeit wurde jede Woche geschrieben, anfangs nur Diktate,
da diese besonders schwierig sind. Der Verlauf der Mathematikstunde glich dem
hiesigen. In Geschichte und Erdkunde verlief die Stunde folgendermaßen: zuerst
fragte der Lehrer mehrere Schüler über das aufgegebene Thema ab. Danach nahm er
etwas Neues durch und gab im Buch einige Seiten zu lernen auf. So kam jeder
Schüler im Vierteljahr mindestens einmal an die Reihe, was auch nötig war, da
ja keine Klassenarbeiten in diesen und noch ähnlichen Fächern geschrieben
wurden. Turnen unterschied sich ziemlich, da wir keine Turnhalle hatten,
spielte sich alles im Freien ab. Meistens spielten wir Handball, Korbball,
Faustball oder andere Gruppenspiele. Außerdem übten wir uns in Weit-, Hochsprung
und Dauerlauf bis 3km Länge. Dann hatten wir noch ein Fach, das man als
praktische Arbeit bezeichnen kann. Jede Klasse hatte im Schulgarten einige
Beete. Dort säten wir verschiedene Gemüsesorten und lernten dabei die Pflege
der verschiedenen Arten. Wir mußten umgraben,
Obstbäume pflanzen und wegen des vielen Regens Entwässerungsgräben ziehen. Dies
konnten wir natürlich nur bei schönem Wetter. Regnete es, so wurde die
Gartenarbeit durch Maschinenkunde ersetzt. Hier waren ausgediente Maschinen, die
eine Fabrik der Schule geschenkt hatte. Unter ihnen befanden sich Drehbänke und
Fräsmaschinen. Der Lehrer erklärte uns die Einzelteile und zeigte uns auch, wie
man mit den Maschinen umgeht. Oft machten wir auch Laubsägearbeiten. In unsrer
Klasse waren verschiedene Nationalitäten: Russen, Ukrainer, Weißrussen,
Armenier, Svanen, Griechen und Deutsche. Die Schüler sollten eigentlich eine
Schuluniform tragen, aber ich sah nur wenige in dieser Schule, weil sie so
teuer sind und von der Fabrik in genügender Zahl nicht geliefert werden. Rote
Halstücher gab es für 5 Rubel zu kaufen, normalerweise wurden sie in unserer
Klasse nur von zwei oder drei Schülern getragen. Die Lehrer ermahnten oft, aber
das half nicht viel. Wir gingen vielleicht 2 Wochen zur Schule, als es hieß:
„Erntehilfe“. Es war Pflicht mitzugehen, aber bei uns Deutschen drückte man ein
Auge zu. Wir wollten dies auch kennenlernen und so
fuhren wir am nächsten Tag mit einem Lastauto auf eine Teeplantage. Am Rande
standen viele Obstbäume. Auf dieser Plantage sollten wir die jungen Teeblätter
pflücken, anfangs arbeiteten wir ziemlich gut, dann begaben wir uns auf
Obstsuche. Bald fanden wir Apfel- und Feigenbäume, um die sich Reben schlangen.
Diese wurden von uns so ziemlich geplündert. Nachmittags durften wir nach
Hause, aber nicht per Auto, sondern schön zu Fuß der Landstraße entlang, die
bei unserer Schule vorbei ging. Am nächsten Tag mußten
wir auf einer Tabakpflanzung auch Blätter sammeln. Diese gesammelten Blätter
wurden dann in Körbe zu einem Trockenplatz gebracht, wo andere Arbeiter sie auf
Schnüre fädelten. Diese wurden dann in ein Gestell gehängt, das bei schönem
Wetter auf eine Schiene geschoben wurde. Das Sammeln der Blätter war eine sehr
klebrige Arbeit, und so sah ich mich um, um beim Auffädeln helfen zu dürfen.
Dorthin ging ich noch zwei Tage, die Russen mußten
ungefähr 2 Wochen helfen. Als die Schule wieder begann, näherte sich der
7.November, an dem es die ersten Zeugnisse gab. Das 2.Vierteljahr ging bis zum
31.Dezember, darauf hatten wir bis zum 11.Januar Ferien. Das 3.Vierteljahr
dauerte ungefähr bis zum 23.März,an dem anschließend 2 Wochen frei waren. Das
4. ging bis zum 30.Mai. Wir mußten am Ende des Schuljahres eine Prüfung in
Russisch und Rechnen ablegen. Vorher wurden uns sämtliche Fragen und Aufgaben,
die uns bei der mündlichen Prüfung in Rechnen gestellt werden können,
mitgeteilt. Die Prüfung verlief folgendermaßen: auf einem Tisch lagen Lose mit
bestimmten Fragen und einer Nummer. Ich kam ziemlich am Anfang an die Reihe und
zog ein Los, sagte die Nummer, die draufstand, zu einem Lehrer, der mir dann
eine Textaufgabe gab. Jetzt konnte ich mich in eine abseitsstehende Bank setzen
und die Aufgabe überdenken. Nach einigen Minuten wurde ich aufgefordert, meine
Aufgabe an der Tafel zu lösen. Nachdem ich meine Aufgabe gelöst hatte, wurde
ich nach Hause entlassen. Die Russischprüfung war ein Diktat, dem eine weitere
Lehrerin beiwohnte. Wir Deutsche hatten einige Tage davor von unsrer
Nachhilfelehrerin 4 Diktate bekommen. Eins von diesen kam dran. Mein Freund und
ich setzten uns in eine Bank; jeder hatte alle vier Diktate bei sich. Wir
schrieben alles ab. Plötzlich fiel mir der Zettel runter; die Lehrerin sah
her, aber bemerkte nichts. Ich hob ihn wieder auf, da sahen es die Schülerinnen
hinter uns. Sie sagten nichts, wollten aber den Zettel zum Korrigieren haben.
Wir gaben ihn ihnen. Bald darauf war alles vorbei, und wir waren froh, gute
Noten bekommen zu haben. Am Ende des Schuljahres fand noch eine
Elternversammlung für jede Klasse statt. Die Klassenlehrerin gab bekannt, daß eine Schülerin eine Belobigung bekommt. Diese zu
bekommen ist sehr schwer, da man nur Vierer und Fünfer als Zeugnisnoten haben
darf, und daraus ist zu sehen, daß diese Belobigung
dem hiesigen Preis entspricht. Danach hatten wir 12 Wochen Ferien. Nachdem ich
nun im neuen Schuljahr in der 6.Klasse war, hieß es, daß
wir nach Deutschland fahren dürften. Diejenigen Deutschen, die sich für
Ostdeutschland erklärt hatten fuhren ab, wir mußten
mit mehreren anderen Familien bleiben, weil wir uns für die Bundesrepublik
erklärt hatten. Unsre Eltern schickten uns erst wieder zur Schule, als sie es
genau wußten, daß wir noch
längere Zeit in der Sowjetunion bleiben mußten. Und
das war am 12.Januar 1957. Da wir ein halbes Jahr nicht in der Schule gewesen
waren, mußten wir sehr viel nachholen. Die
Russischlehrerin sagte, daß sie uns nicht versetzen
würde, wenn wir nicht alle Gedichte nachlernen würden. Ich lernte nur einige
und wurde trotzdem versetzt. In unsrer Klasse war ein Junge, der kaum in die
Schule kam. Eines Tages ging die Klassenlehrerin hin, und am nächsten Tag
erzählte sie uns folgendes: Der Junge hätte fast nichts mehr zum Anziehen, da
seine Mutter schon lange krank sei und nicht in der Sowchose
arbeiten könne. Zu Essen hätten sie auch nicht viel, sie tränken gekochtes
Wasser statt Tee oder Milch. Darum bat uns die Lehrerin Geld zu sammeln. Am
nächsten Tag brachte auch jeder etwas mit. Es wurden 130 Rubel, ein
Einkaufsnetz voll Lebensmittel, und 2 Netze voll Bekleidungsstücke gesammelt.
Die Lehrerin und ein Mädchen brachten der Mutter die Sachen. Nach kurzer Zeit
kam auch der Junge wieder regelmäßig in die Schule. Solche Fälle kommen
gelegentlich in Rußland vor. Am Ende des Schuljahres
hatten wir keine Prüfung abzulegen. Zum Erschrecken der Schüler kam eine
Vorschrift heraus, in der es hieß, daß der
Schulgarten im Sommer von den Schülern gepflegt werdet muß.
Unsere Klasse wurde in mehrere Gruppen eingeteilt, von denen jede abwechselnd
auf dem Garten arbeiten mußte. Dort trafen auch noch
andere Klassengruppen ein. Wir mußten Unkraut jäten,
harken und besonders viel gießen. Bei Nichterscheinung wurde mit
Nichtversetzung gedroht, aber es wurde doch nicht ausgeführt. In den Ferien
badeten wir die ganze Zeit im Schwarzen Meer, denn die Badezeit geht dort von
Juni bis November. Als am 1.September das neue Schuljahr begann, gingen wir auf den Schulhof, wo der Direktor
eine Ansprache in Russisch und Georgisch hielt. Darauf bekamen wir unser
Klassenzimmer zugewiesen, das sich diesmal in dem kleinen Gebäude neben der
Hauptschule befand. Bald erschien der Klassenlehrer und diktierte uns den
Stundenplan für den nächsten Tag. Den endgültigen Plan erhielten wir nach zwei
Wochen. Dieser sah die folgende Anzahl der verschiedenen Fächer in der Woche
vor:
Russisch
Grammatik 4 Stunden, Literatur 2 Std. , Deutsch 2 Stunden, Georgisch 1 Stunde,
Biologie 2 Stunden,
Chemie
2 Stunden, Physik 3 Stunden, Algebra 4 Stunden, Geometrie 2 Stunden, Geschichte
2 Stunden, Erdkunde 3 Stunden, Turnen 2 Stunden, praktische Arbeit 2 Stunden,
technisches Zeichnen 1 Stunde. Glücklicherweise hatten wir vormittags Schule.
Sie begann erst um 8 Uhr 30, da manche Schüler 3-8km gehen mußten,
um in die Schule zu kommen. Vor Unterrichtsbeginn sollten die Schüler bei der
10 Minuten dauernden Morgengymnastik teilnehmen, aber es erschien nur ein
kleiner Teil. Nach einigen Wochen hieß es: “Erntehilfe“. Von uns Deutschen ging
diesmal keiner mehr mit. Im Dezember hieß es:“ Helfen bei der Mandarinenernte“.
In jenem Jahr gab es von ihnen besonders viele, und da Frost angesagt wurde, mußten die Mandarinen möglichst schnell geerntet werden.
Arbeiter waren nicht genug vorhanden, und so wurden die Schulen herangeholt.
Wir mußten auf die Zitrussowchose
gehen, die auf der gegenüberliegenden Seite der Landstraße lag. Dort befanden
sich unzählige Hügel, alle mit Mandarinenbäumen bepflanzt. Kaum waren wir am
Bestimmungsort angekommen, so erhielten wir kleine Gartenscheren, mit denen
wir die Mandarinen abschneiden sollt an. Je 3-4 Schülern wurde ein 2-3m hoher
Baum zugeteilt. Das Essen dieser kernlosen Früchte war erlaubt. Wir sollten
aber nicht die Schalen umherwerfen, sondern sie auf einen Haufen sammeln, der
später mit Erde zugeschüttet wurde. Wir arbeiteten und aßen bis um 4Uhr. Am
nächsten Tag fuhren wir mit einem Lastauto etwa 5km in das hügelige
Gebirgsvorland hinein. Dort sollten wir ernten. Da die Scheren nicht
ausreichten, mußten die Schüler, die keine erhielten,
die vollen Körbe zum Sammelplatz tragen. Dort machte uns die Arbeit keinen
Spaß, da dort die Mandarinen nicht sehr saftig waren. Um 2 Uhr durften wir zu
Fuß nach Hause.
Anfang
Januar 1958 erfuhren wir, daß wir in Kürze nach der
Bundesrepublik fahren dürfen. Wir gingen noch einmal zur Schule, holten unsere
Zeugnisse ab und verabschiedeten uns von unseren Mitschülern.
Am
8.Februar 1958 verließen wir dann Agudserie in
Richtung Bahnhof Suchumi und kehrten am 12.2.1958 in die Bundesrepublik Deutschland zurück.
Brief
aus dem Pionierlager 1954: 6.7.54 Jetzt sitzen wir im Wald und schreiben Euch
einen Brief. Als wir ankamen, gingen wir zum Mittagessen. Dann bekamen wir ein
Haus. Darauf spielten wir. Das Lager ist 8 Hektar groß. Gegen Abend
versammelten wir uns. Der Natschalnik sagte uns, wie
wir uns benehmen sollen. Am Abend gingen wir ins Bett. Am Morgen turnten wir.
Dann aßen wir. Beim Mittagsschlaf machten ich mit
Horst Faxen. Die Pionierleiterin sagte, daß wir am
Abend nicht ins Kino dürfen. Dann gingen wir Tee trinken. Wir bekamen noch
Äpfel. Am Abend gingen alle Kinder ins Kino, aber wir durften nicht. Wir mußten das Zimmer sauber machen. Am anderen Tag war die
Eröffnung des Lagers. Jürgen, Horst, Klaus und ich sollten am Nachmittag
singen. Wir machten uns das Lied „Hänschen klein“ aus, weil wir kein anderes wußten. Klaus sagte noch ein Gedicht auf. Wir bekommen auch
Geschenke. Horst und ich sind in der 7.Abteilung. Heute brauchten wir keinen
Mittagsschlaf zu machen. Am Abend ist wieder Kino. Der Film heißt „Kubanskiji Kosaki“. Heute ist ein
Orchester gekommen.
Viele
Grüße von Eurem Karli
1975
besuchte ich mit meiner Frau die Schule in Gulripschi und
traf dort noch einige mir
bekannte Lehrer und auch die Hausmeisterin, die immer noch die Eisenschiene als
Schulglocke bediente.